In den 70er Jahren tauchte ein Trend auf. Es gab das Angebot, Gruppen zu besuchen, um im Kreis Gleichgesinnter unter Anleitung eines geschulten Leiters, neue Erfahrungen mit anderen zu machen, um sich selbst besser kennenzulernen. Die Selbsterfahrungsgruppen boomten und wurden von immer mehr Leuten besucht.
Jetzt frage ich mich, was daraus geworden ist. Wieso ist es nicht mehr modern, sich selbst zu entdecken, sich selbst zu erfahren und sich selbst zu erkennen? Jedenfalls ist es bereits seit Jahren so, dass ein Gruppenangebot mit dem Titel: „Selbsterfahrungsgruppe“ extrem wenig Zulauf hätte.
Über dem Eingang des Tempels in Delphi war in der Antike für jeden deutlich sichtbar zu lesen: „Erkenne Dich selbst.“ Der Tempel war dem Gott Apollo geweiht, dem Sonnengott, dem Strahlenden, Glänzenden, ‚reinen‘ Gott der Künste, Dichtung und Musik.
Wieso ist es von so großer Bedeutung sich selbst zu erkennen?
Wenn ich mich verändern möchte, ist es erforderlich, sich erst einmal selbst gut kennenzulernen. Wovon ich nichts weiß, das kann ich auch nicht ändern. Wir haben ein Bild von uns, wie wir glauben, zu sein und eine Vorstellung, wie wir gerne wären. Das eine ist das Selbstbild, das andere das Selbstidealbild. Wenn das Selbstideal von den tatsächlichen Lebensumständen und Verhaltensweisen abweicht, entsteht ein großes Spannungsfeld, was als Stress erlebt wird.
Interessant wird es, wenn Sie offen für Ihr Fremdbild werden und einen Realitätscheck machen. Wenn Sie mögen, überprüfen Sie doch bitte einmal bei Kleinigkeiten, ob andere Sie auch für das halten, was Sie von sich glauben. Nehmen wir ein Beispiel. Jemand hält sich für großzügig und hilfsbereit. Sein Beweis in seiner Wahrnehmung dafür, dass dies stimmt, sind die vielen Treffen mit Bekannten und Freunden, in denen derjenige großzügig seine Zeit verschenkt und hilfsbereit Tips verteilt. Möglicherweise trifft sich diese Person aber in Wirklichkeit so häufig mit anderen, weil sie viel Aufmerksamkeit braucht und nicht gern allein ist.
Und so machen wir uns permanent selbst etwas vor. Bei meiner Arbeit höre ich immer wieder Klagen darüber, dass die Dinge nicht anders sind und Veränderungen so lange dauern. „Ich habe doch schon so viel an mir gearbeitet. Warum komme ich nicht weiter?“
Wenn Sie etwas Grundlegendes verändern möchten, ist es erforderlich, sich erst einmal selbst zu erkennen. Ohne zu wissen, was tatsächlich los ist, kann keine innere Wandlung stattfinden. Und um herausfinden, wie Sie sich wirklich verhalten, was Sie wirklich denken und was Sie in Wahrheit fühlen, kann der Spiegel eines ehrlichen Gegenübers sehr hilfreich sein.
Wir haben hier heute den ersten Schnee des Jahres. Er bleibt sogar vorerst liegen und taucht den Garten in eine sanft-weiße Stille. Ich wünsche Ihnen viel Zeit, den Schneeflocken beim Tanzen zuzusehen und den Zauber in der Natur zu genießen.
Mit herzlichen Grüßen
Ihre Regine Göttert
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.
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