Schuld ist ein großes Thema und soll hier heute nur etwas beleuchtet werden. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Dinge sind, wie sie sind. Weder Schuldgefühle noch Schuldzuweisung können eine Lage verbessern. Im Gegenteil! Schuldgefühle blockieren und legen lahm. Wer unter Schuldgefühlen leidet, erlebt sich als Opfer und braucht dringend, seine Macht zu erkennen. Erst wenn sich die Schuldgefühle gelöst haben, ist der Weg wieder frei, sich für die eigenen Interessen stark zu machen.
Schuldgefühle zu haben und anderen Schuldgefühle zuzuschieben hat etwas mit einer kindlichen Perspektive zu tun. Es gibt Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchte, die bewusst oder unbewusst auf andere gerichtet werden. Die Eltern sollen interessiert und fürsorglich sein, der Partner soll glücklich machen, der Kollege soll gut informiert und hilfsbereit sein, der Chef kompetent, gerecht und verständnisvoll und von den Kindern wird Dank erwartet.
Nur auf welchem Planeten finden Sie eine so heile Welt? Auf der Erde jedenfalls nicht. Wir befinden uns hier in einer großen Schule. Schuldgefühle sind wie eine Alarmglocke, die laut klingelt, um uns zum Lernen zu bewegen.
Heute lade ich Sie ein, sich an eine Person in Ihrem Leben zu erinnern, der Sie die Schuld für irgendeinen misslichen Umstand in Ihrem Leben geben. Anstatt sich wie bislang die Geschichte der Schuldzuweisung zu erzählen, verwandeln Sie bitte die Story in eine WIRKUNGSgeschichte.
Ich gebe Ihnen ein einfaches Beispiel. Claudia und Monika sind verabredet und wollen zusammen ein Konzert besuchen. Claudia sagt kurzfristig ab und Monika sitzt nun da mit 2 Karten und ist sehr enttäuscht. Wenn sich Monika nun in Schuldzuweisungen ergehen würde, würde sie Claudia abwerten. „Wie kann Claudi das nur machen? Wir freuen uns doch schon seit Wochen darauf. Das ist ja unmöglich. Was mach‘ ich mit den Karten? Allein hab ich gar keine Lust mehr. Wie kann sie mir das zumuten und mich so hängen zu lassen. Jetzt hat sie mir den schönen Abend verdorben.“
Die Wirkungsgeschichte fällt wesentlich kürzer aus, weil sie sachlicher ist. Claudia sagt ab. Die Wirkung davon ist, dass sie nicht mitkommt.
Wie die Geschichte weitergeht wissen wir nicht. Wirkungsgeschichten lassen sich nur im Rückblick erkennen. Moni könnte die Absage annehmen und davon ausgehen, dass Claudi gute Gründe haben muss. Die Wirkung davon könnte sein, dass Moni flexibel ist und ihre Chance erkennt. Sie könnte sich eine andere Begleitung aus ihrem Freundeskreis suchen und die neue Situation als guten Anlass dafür nehmen, sich mal wieder bei einigen Freunden zu melden. Oder sie stellt sich am Konzertabend vor den Eingang und verkauft die übrige Karte. Dabei kann sie schon einige Gäste kennenlernen, ansprechen und möglicherweise in Kontakt kommen, um am Konzertabend Gesellschaft zu haben. Oder eine weitere Möglichkeit könnte sein, den Konzertbesuch als ein Spiel zu inszenieren und sich in die Rolle eines Wesens von einem anderen Stern zu versetzen. Moni könnte als „teilnehmende Beobachterin“ zum Konzert gehen. Probieren Sie so etwas mal aus, wenn Sie mögen. Das kann ein sehr spannendes Abenteuer sein.
In engen Beziehungen stellt sich das Geflecht aus Schuldgefühlen und Schuldzuweisungen natürlich wesentlich komplizierter dar. Da kann der Blick eines unbeteiligten Dritten, der sich gut auskennt, sehr helfen, um Mechanismen zu durchschauen und verändern zu können.
Doch für heute wünsche ich Ihnen erst einmal, dass Sie mit den Anregungen etwas anfangen können und grüße Sie herzlich
Ihre Regine Göttert
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.
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