Die Tage werden sichtlich kürzer: Eine Zeit, die sich bestens eignet, nach Innen zu gehen und etwas für die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu tun.
Jeder kennt dieses grollende Ärgergefühl. Wir werden z.B. überraschend mit Sonderaufgaben konfrontiert, auf die wir keine Lust haben oder wir sind in Eile zu einem wichtigen Termin unterwegs, ein Rettungswagen versperrt die Einbahnstraße und sitzen im Nadelöhr fest. Es läuft mal wieder anders als erwartet und geplant und dann spüren Sie ihn, den Ärger, wie er in Ihnen aufsteigt und raumergreifend Ihre Gedanken einnimmt. „Wie kann sich XY bloß so unmöglich benehmen?“ „Muss das nun ausgerechnet jetzt sein – Menschenskinder, jetzt bin ich aber sauer.“
Was passiert Ihnen, damit Sie sich ärgern? Was macht Sie ärgerlich?
Doch viel interessanter ist ja zu lernen, wie wir verhindern können, ärgerlich zu werden. Denn wenn der Ärger erst einmal da ist, fühlt es sich so an, als müsse das jetzt unbedingt sein und als könnten Sie nichts gegen dieses Gefühl tun. Auch fühlt sich der Ärgernde absolut im Recht. Die anderen haben ganz offensichtlich etwas falsch gemacht. Deren Benehmen – z.B. sich vorzudrängeln, Sie sitzenzulassen, einen Termin ohne Absage nicht wahrzunehmen und einfach unerreichbar zu sein oder Ihnen symbolisch oder real auf die Füße zu treten -, das ist doch wirklich unmöglich, eine echte Zumutung.
Doch unabhängig davon, wie unmöglich Sie das finden, was andere tun, müssen Sie sich wirklich zwangsläufig ärgern? Oder haben Sie auch die freie Wahl, das Verhalten Ihrer Mitmenschen einfach nur zur Kenntnis zu nehmen, ohne sich aufzuregen? Z.B.was andere tun, als ein Ihnen fremdes Verhalten und ein spannendes Phänomen zu beobachten. Können Sie sich über die Vielfalt menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten wundern, sich erfreuen oder amüsieren – je nach dem was gerade passender ist.
Könnte es sein, dass wenn Sie sich über andere ärgern, etwas in Ihnen selbst bekämpfen, was Sie an sich selbst nicht mögen und ablehnen?
Niemand hat die Macht, mir ein Ärgergefühl zu verschaffen und es in mich reinzuwürgen, wenn ich nicht dazu bereit bin, mich ärgerlich zu fühlen. Es ist genau so, wie wir es schon als Kind beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielen gelernt haben. Nur das Spielfeld ist heute etwas größer geworden und sieht auch ganz anders aus.
Sie können sich dazu entscheiden, sich nicht mehr ärgern zu wollen.
Keiner hat genau die Erfahrungen, die Sie gemacht haben. Keiner hat die gleichen Einstellungen und keiner kennt Ihre Werte und Erwartungen so genau. Jeder handelt nach seinen eigenen Wertmaßstäben und fühlt sich auch – sorry – gar nicht dazu berufen, Ihre Erwartungen zu erfüllen. Mir über die Wertmaßstäbe der anderen bewusst zu werden und sie zu erkennen, hilft mir dabei, Frieden mit mir befremdlichen Verhaltensweisen meiner Mitmenschen zu finden. Es macht mir auch möglich, realitätsangemessen zu reagieren, freundlich meine Bedürfnisse zu äußern und deutlich Grenzen zu setzen. Wenn mir dies alles klar ist, kann ich z.B. entspannt bleiben, wenn mich jemand provoziert oder eine Verabredung nicht einhält. Ich stelle mich im Vorfeld bereits darauf ein, dass vielleicht niemand kommen könnte, warte 10 – 15 Minuten und verbringe diese Zeit angenehm und sinnvoll. Auf jeden Fall ärgere ich mich nicht.
Folgender Fragen-Kanon – den Sie am besten in Ruhe schriftlich beantworten – kann Sie dabei unterstützen, sich weniger oder gar nicht mehr zu ärgern:
1. Worüber regen Sie sich gern auf?
2. Könnte es sein, dass Sie, wenn Sie sich über andere oder etwas ärgern, indirekt gegen etwas ankämpfen, was Sie an sich selbst nicht mögen oder ablehnen?
3. Welches Gefühl liegt hinter Ihrem Ärger? Um was geht es eigentlich wirklich?
4. Möchten Sie sich selbst helfen?
5. Sind Sie bereit, die ungeliebte Seite bei sich anzuschauen, anzunehmen und umzuwandeln?
5. Was möchten Sie an sich ändern?
Viel Freude damit, sich selbst mehr und mehr zu entdecken und eine spannende Selbsterkenntnis!