Heute antworte ich auf die Frage einer Leserin: „Wie kann ich mein inneres Kind heilen, ohne wütend auf meine Eltern zu sein? Wenn ich meine Eltern allerdings in Verständnis bade, fühlt mein inneres Kind sich vielleicht nicht ausreichend verstanden.“
Erst einmal danke ich der lieben, treuen Leserin für Ihre gute Frage.
Und lade Sie herzlich dazu, mir Ihre Fragen zu schicken.
Das innere Kind braucht Fürsorge. Innere Kind, vor allem verletzte innere Kinder möchten mit ihren Wünschen, Problemen und Schmerzen gesehen werden und sich angenommen fühlen. Verletzte innere Kinder sind misstrauisch, weil sie schon vieles erlebt haben, das schwer auszuhalten war. Sie fühlen sich in der Regel nicht beachtet, unverstanden, allein gelassen und oft auch im Stich gelassen oder verlassen. In diesem Fall haben sie sich sehr zurückgezogen und vielleicht bereits die Hoffnung aufgegeben, dass jemals jemand kommen wird, der sich interessiert, versteht und hilft.
Deshalb besteht die Heilung des inneren Kindes im ersten Schritt darin, wieder Kontakt herzustellen. Einen über lange Zeit abgebrochenen Kontakt mit dem inneren Kind wieder lebendig werden zu lassen, braucht viel Aufmerksamkeit, ernsthaftes Interesse und Geduld. Wenn dann das innere Kind zu Kontakt bereit, was wirklich eine Weile dauern kann, besteht die Kunst darin, sein Vertrauen wiederzugewinnen. Auch das braucht Zeit und wiederholtes auf das innere Kind zugehen und sich mit ihm und dem, was das innere Kind beschäftigt, auseinander zu setzen. Es braucht auch eine große Offenheit, alles willkommen zu heißen, was sich dann zeigt.
Wenn jetzt die Kleine z.B. wütend ist, dann finde ich es wichtig, dem inneren Kind diese Wut zu erlauben und es mit seiner Wut anzunehmen. Das ist ein Übergangsstadium, das nicht übersprungen werden kann. Erst wenn die Wut ausreichend gefühlt wurde, sein durfte und akzeptiert wurde, wird sie sich von selbst verwandeln. Wie die Reise dann weiter geht, ist individuell und allgemein nicht vorhersehbar. Allgemein lässt sich auf jeden Fall sagen, dass genau das ja das Problem des inneren Kindes in Not ist: Weil die Gefühle, die es hat, von seinen Bezugspersonen nicht erwünscht sind, weiß es nicht wohin damit. Es erlebt, sich als falsch, fühlt sich schlecht und entwickelt ein negatives Selbstbild.
Meiner Meinung nach braucht das innere Kind die Erfahrung, dass seine Gefühle angenommen werden. Eine der erwachsene Teilpersönlichkeit z.B. die „innere Mutter“ kann diese Aufgabe übernehmen. Möglicherweise von einer Therapeutin unterstützt, hilft die innere Mutter dem inneren Kind, Unangenehmes zu ertragen, Schmerzhaftes angemessen auszudrücken, tröstet, gibt Rat und zeigt so ihrem inneren Kind, wie es mit seinen schwierigen Gefühlen umgehen kann.
Wenn jemand wütend auf die Eltern ist, sollte differenziert werden, um heraus zu finden, welcher Teil der Wut auf Gefühlen des inneren Kindes beruht. Sich als Erwachsene nur ein Verständnis für die Eltern abzuverlangen und von sich zu erwarten, den Eltern zu verzeihen, würde die wahren Gefühle leugnen, den inneren Konflikt konservieren und letztendlich auch nicht funktionieren.
Ein wesentlicher Punkt bei diesem Vorgehen ist meiner Meinung nach die Verantwortungsübernahme für meine aktuellen Gefühle. Es ist gemeint, damit aufzuhören, bei irgendeinem anderen die Schuld zu suchen. Wenn es mir gelingt alles, was ich erlebe und erlebt habe – auch die Dinge, die ich als kleines Kind in einer weit zurückliegenden Vergangenheit erlebt habe -, in die eigene Verantwortung zu nehmen, komme ich wieder in meine Handlungsmacht. Das berührt allerdings u.a. auch das Konzept von Karma, womit der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung gemeint ist.
Was es damit auf sich hat, soll an anderer Stelle vertieft werden.
Ihnen wünsche ich einen glücklichen Tag –
mit herzlichen Grüßen
Ihre Regine Göttert
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.
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