Erste Hilfe bei Depressionen: „Die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit loslassen“

Erste Hilfe bei Depressionen
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Eine Depression kommt in der Regel nicht aus heiterem Himmel gefallen. Manchmal gibt es Auslöser, die jemanden plötzlich in ein Stimmungstief katapultieren. Doch nach meiner Erfahrung entwickelt sich die Symptomatik eher schleichend und kommt und geht in Wellen. Um z.B. in ein Burn-Out zu geraten, muss man die innere Stimme und die eigene Befindlichkeit sehr lange überhören und ignorieren. Um es nicht zum Schlimmsten kommen zu lassen, ist es am besten, möglichst früh festzustellen, wenn wir uns zu weit von der Lebensfreude entfernt haben und diese Erkenntnis dann nicht zu übergehen.

Wie kannst Du eine depressive Verstimmung im Frühstadium erkennen? Erste Anzeichen sind ausgeprägte Unlust, Unzufriedenheit, Morgentief, Antriebslosigkeit, alles fällt schwer, Konzentrationsprobleme, Erschöpfung, viele negative Gedanken über sich, das eigene Leben, andere Menschen oder Tätigkeiten und unglückliche Zukunftserwartungen. In der Depression kann jemand nicht, wie er will. Es fehlen einfach Kraft und Energie, die eigenen Ideen und Impulse, wenn sie denn überhaupt da sind, umzusetzen. Das erzeugt einen inneren Zwiespalt und starke innere Anspannung. Häufig kommen noch körperliche Beschwerden dazu, Nervenreizungen oder Spannungsschmerzen.

Das Allerwichtigste in so einer Lage ist, erst einmal milde, freundlich und verständnisvoll mit sich umzugehen  und angemessen auf die innere Not zu reagieren. Das beginnt damit, sich selbst nicht noch in Gedanken dafür zu bestrafen oder sich die Schuld zu geben, dass die Dinge so sind wie sie sind, sondern sie zu akzeptieren. Das ist jetzt die Realität. Vergleichbar wäre es z.B. damit auszurutschen, zu stürzen und einen Unfall zu haben. Aufgrund unserer Sozialisierung und Prägung, die der physischen Welt einen viel höheren Stellenwert als seelischen und energetischen Zuständen gibt, fällt es uns viel leichter, bei Körpererkrankungen das Richtige zu tun. Wenn Du akzeptierst, dass Deine Verfassung gerade so ist, wie sie ist, kannst Du viel sinnvollere Wege gehen, um Dir zu helfen.

Keine Depression kommt ohne Grund. Es ist immer der Ruf Deiner Seele. Wir sind geistige Wesen – riesengroße Seelen, die eine körperliche Erfahrung auf der Erde machen. Wenn sich jemand zu weit von seinem Seelenweg entfernt hat und von dem, was er sich eigentlich für dieses Leben vorgenommen hatte, zu erleben und zu entwickeln, meldet sich die Seeleninstanz. Die allmächtige Seele verhindert dann durch Entziehen der Lebensenergie, dass jemand so weitermachen kann, wie bisher. Der Mensch wird zum Anhalten gezwungen. Über Schwächezustände, Schmerzen, Schuld- und Sinnlosigkeitsgefühle hervorgerufen, kommt die Aktivität in der äußeren Welt zum Stillstand und lenkt die Aufmerksamkeit nach innen.

Hier ist es nun vor allem die Vergangenheit, die in den Focus gerät. Was ist bloß alles passiert in den zurückliegenden Jahren? Wie habe ich mich gefühlt? Habe ich das wirklich so gewollt? Was habe ich alles getan, obwohl es gar nicht schön oder nützlich für mich war? Was habe ich mit mir machen lassen? Was war sinnvoll? Was sollte zukünftig geändert werden?

Die Erinnerungen laufen wie Filme vor dem inneren Auge ab und ziehen die Aufmerksamkeit magnetisch an. Das ist oft sehr anstrengend und konfrontierend, denn in so einer Stimmungslage kommen vor allem Erinnerungen an kritische Lebensereignisse hoch, was zu diesem Zeitpunkt den Eindruck erweckt, als habe es gar nichts anderes gegeben. Viele alte, unverarbeitete Gefühle melden sich, stoßen bitter auf, wollen gefühlt, angenommen und integriert werden. Das ist wirklich herausfordernd und anstrengend. Sich dabei jemanden zu suchen, der begleitet, motiviert und unterstützt, hilft enorm.

Die Poetry-Slammerin Julia Engelmann textete in ihrem Programm: „JETZT Baby“ ganz witzig. „Mit ’nem Beinbruch gehst Du doch auch zum Orthopäden. Deshalb kannst Du ja vielleicht mal mit ’nem Psychologen reden. Deshalb bist Du nicht verrückt, also auch nicht mehr als ich. Leg Deine Summertime-Sadness ab und zeig mir Dein Gesicht. … Hör nicht auf die Zweifel. …“

Ich sehe Depression weniger als Krankheit, sondern mehr als Einladung, sich SELBST neu und auf einer tieferen Ebene zu begegnen. Depressive Verstimmungen sind eine Chance, sich besser kennenzulernen, in die eigene wahre Persönlichkeit zu wachsen und sein Leben auf eine höhere Stufe zu bringen. Die Symptome scheinen nötig zu sein, um auf die eigene Seele zu hören, nicht vom eigenen Weg abzukommen, sich nicht zu verirren und sein kostbares Leben nicht zu verpassen. In einer depressiven Verstimmungen gefangen zu sein, ist im Rückblick betrachtet, eine Phase, die der eigenen Entwicklung dient. Wenn diese Herausforderung angenommen und bewältigt wurde, stehen wieder alle zuvor aufgebauten Fähigkeiten – das erlangte Können und Wissen – zur Verfügung. Die Lebensfreude, Vertrauen in sich, in eine gute Zukunft, Gesundheit, Erfolgserlebnisse, sich wohl und glücklich zu fühlen, all das Schöne im Leben kehrt zurück.

Allerdings ist es keine Rückkehr ins alte Leben. Im häufig zähen, langwierigen und schweren Prozess wird etwas „Neues“ kreiert: Ein neues Leben mit wahrem SELBSTausdruck und innerem Frieden im Einklang mit der Seele. Wenn zuvor unverarbeitete Erlebnisse aus der Vergangenheit gut bewältigt werden konnten, löst sich auch der Wunsch nach einer Vergangenheit auf, die anders und besser hätte sein sollen, als sie war.

Mit besten Wünschen für einen glücklichen Tag –

Eure Regine Göttert

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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Coaching/Spiritualität.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Aus eigener Erfahrung kann ich das alles unterstreichen.
    Die Übergänge zwischen Burnout und Depression sind fließend, je nachdem, wie lange man sich einem `Stress´ angepasst hat.
    Um aus diesem Zustand wieder rauszukommen, ist es m.E. auch sehr wichtig, ein Ziel zu setzen, das man erreichen möchte. Außerdem hat JEDER Mensch positive Eigenschaften in sich, die wieder zum Leben erweckt werden können.
    Nur so ein paar Gedanken dazu.
    So, jetzt aber mal Pause mit der Psychologie.
    Muss mal was anderes TUN!
    LG
    Jürgen aus Loy (PJP)

  2. Lieber Jürgen, ja – das sehe ich auch so, wobei mir noch besser als „ein Ziel haben“, „eine Ausrichtung haben“ gefällt. Dann ist da weniger Druck drin und somit mehr Raum für Seelenimpulse und den freien Fluss der Lebensenergie.
    Ich bin ganz Deiner Ansicht, dass jeder viele Gaben und Talente in sich trägt. In der Zusammenarbeit schaue ich auch immer nach den Ressourccen, die ein Klient hat. Oft sind sich Menschen selbst – gerade bei depressiven Verstimmungen – ihrer eigenen Qualitäten gar nicht bewusst. Deshalb ist ja ein wertschätzender Blick von außen in so einer Lage extrem hilfreich – alles Liebe und Gute Dir, Regine

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