Kennen Sie Wladimir Kaminer? Heute Nacht habe ich von ihm geträumt. Er war in meinem Traum genau so, wie ich ihn mir vorstelle: sehr natürlich, offen, ehrlich, hilfsbereit, humorvoll, und natürlich nahm er alles nicht so ernst. Der Titel des Artikels heute ist auch der Titel seines letzten Buchs. In meinem Traum war das Publikum schon da. „Der Saal war voll. Die Menschen saßen wie in einem großem Konzertsaal in langen, sich erhöhenden Reihen und frühstückten gelassen. Ich wusste leider noch nicht, aus welchem Buch von ihm ich vorlesen wollte und schon gar nicht welche Geschichte. So bat ich Wladi um einen Tipp. Alles kein Problem, meinte er, bis auf die Tatsache, dass ich echt spät dran war.“ Dann wachte ich auf.
Herr Kaminer wurde in Moskau geboren und kam mit 33 Jahren nach Berlin, wo er mit seiner Frau Olga und seinen beiden Kindern in Prenzlberg (Prenzlauer Berg) lebt. Mittlerweile sind die Kinder in die Pubertät gekommen und stellen die Eltern vor etliche Herausforderungen. Wladi bleibt cool und hält sich an das russische Sprichwort: „Wer weniger weiß, kann länger schlafen.“
Mittlerweile habe ich einige seiner Bücher gelesen oder gehört, nur sein berühmtestes „Russendisko“ noch nicht. Herr Kaminer schreibt Kurzgeschichten, die vom Leben, seinem Alltag und seinen originellen Beobachtungen handeln. Es geht um Erfahrungen aus seiner Vergangenheit, Erkenntnisse, aktuelle Ereignisse in Berlin oder auf seinen Reisen und das, was er mit den Menschen, die ihm begegnen, erlebt. Das kann die Schwiegermutter sein oder wie in der Geschichte von eben auch Frau Merkel, die vor der letzten Bundestagswahl die Schule seiner Kinder besucht hatte. Kaminers Sichtweisen eröffnen jemandem aus unserem Kulturkreis neue Perspektiven, weshalb er auch als berühmtes Verbindungsglied zwischen der russischen und der deutschen Kultur angesehen wird.
Ich finde es köstlich zu erfahren, dass der Schulleiter anlässlich dieses Besuchs der Regierungschefin verschiedene Anstrengungen unternahm, seine Schule in ein potemkinsches Dorf zu verwandeln. Nur eine Klasse, nämlich die, in der der Vortrag stattfinden würde, sollte mit neuen Möbeln ausgestattet werden und nur dort, wo die Bundeskanzlerin langgehen würde, seien die alten Graffitis übermalt worden.
Wenn Sie Kaminer lesen, begegnet Ihnen humorvoll verpackt auch stets Lebensweisheit. In Restaurants z.B. beherrschen seine Frau und er verschiedene Tricks für einen leeren Teller zu sorgen, auch wenn ihnen das Essen nicht schmeckt. Ungenießbares wird versteckt oder unauffällig auf die Toilette geschafft. Denn die Köche sollen nicht verärgert werden. Weil seine Kinder große Hoffnungen an den Besuch von Frau Merkel in ihrer Schule knüpften, z.B. dass sich das Essen oder andere Unannehmlichkeiten bessern würden, rät Wladi seinen Kindern, der Regierungschefin besser nicht zu nah kommen. Er hält es für gesund, einen sicheren Abstand zu den Mächtigen zu beziehen, was er – witzig verpackt – anhand von Erfahrungen seines früheren Freundes mit Breschnew zu Schulzeiten erklärt. Der Junge musste dem Generalsekretär einen Blumenstrauß überreichen, was ihm gar nicht gut bekam.
Beim Lesen von Kaminer, haben Sie stets ein Lächeln auf den Lippen: Unabhängig davon, ob es um seine kaukasische Schwiegermutter, die Kinder, sein Leben im Schrebergarten, die russischen Nachbarn, Deutschland, den Sozialismus oder die Schönhauser Allee geht. Gerade sehe ich, dass auch seine Frau Olga ein Buch über das, was russische Frauen ausmacht, geschrieben hat. Ich freu‘ mich drauf.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag mit inspirierender Lektüre und sende herzliche Grüße
Ihre Regine Göttert
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.
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