In Anlehnung an einige Therapiestunden in den letzten Tagen, in denen es darum ging, die Angst vor Ablehnung als Haupthindernis zu erkennen, möchte ich heute über diese Furcht schreiben. Wenn ein Thema in kurzer Zeit gehäuft auftritt, ist es bestimmt aktuell für viele interessant und gerade kollektiv im Veränderungsprozess.
Wenn Du Dich mit der Angst vor Ablehnung beschäftigst, ist es als erstes sinnvoll, sich darüber klar zu werden, wie verbreitet diese Angst vor Zurückweisung unter uns Menschen ist. Oft ist es uns nicht bewusst, dass es genau diese Angst vor Ablehnung ist, die uns davon abhält, offen die eigene Meinung zu sagen, etwas zu wollen oder einzufordern, etwas Neues auszuprobieren oder uns so zu zeigen, wie wir uns gerade wirklich fühlen.
Es gibt wirklich nur sehr wenige Menschen, denen es bei ihrem Tun egal ist, ob andere sie annehmen oder nicht. Wenn Du Dich selbst einmal fragst, ob Du jemanden persönlich kennst, der sich selbst so sehr liebt, dass er alles an sich akzeptiert: Fällt Dir dann jemand ein? Und damit ist tatsächlich alles gemeint. Auch die sogenannten negativen Eigenschaften, der eigene Schatten: Alles, was schmerzt und ungemütliche Zustände bereitet. Kennst Du jemanden? Meiner Erfahrung nach ist fast jeder von diesem Virus infiziert. Über die Angst, von einem anderer Mensch abgelehnt werden zu können, hilft auch die tollste Selbstdarstellung nicht hinweg.
Diese Angst vor Ablehnung und Zurückweisung ist tief in uns verwurzelt und hatte früher, als wir noch in Stammesgesellschaften lebten die Schutzfunktion, das eigene Überleben zu sichern. Damals war Ablehnung seitens der Gemeinschaft, in der man lebte, ein sicheres Todesurteil. In diesen Zeiten war es unmöglich, ohne andere Menschen, deren Gunst und Annahme und ohne die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, zu überleben. Diese Information ist im genetischen Code. Deshalb überprüfen wir im Kontakt mit anderen automatisch, ob die Lage sicher ist und wie andere auf uns reagieren. Einer Ablehnung könnte ja auch ein Angriff folgen in Form einer Beleidigung oder Kränkung, vor der sich zu schützen lohnt.
Weil es viel zu anstrengend wäre und uns im Kontakt mit anderen Menschen behindern würde, ist uns die Angst vor Ablehnung zumeist nicht bewusst. Viele gehen durch Leben nach der Devise: „Wenn ich Dir nichts tue, tust Du mir (hoffentlich) auch nichts.“ Um es gar nicht erst zu Zurückweisungen kommen zulassen, wird versucht, sich bestmöglich anzupassen. Das bietet dann weniger Angriffsflächen. Dazu werden Statussymbole und andere „Zeichen“, die die Gruppenzugehörigkeiten verdeutlichen sollen, benutzt.
Kleidung, Einstellungen, ein bestimmtes Gehabe, Überzeugungen oder ein gesellschaftlich anerkannter Beruf sind nur einige Dinge, die auswählt werden, um zu einer bestimmten Gruppierung dazuzugehören. Am Beispiel Tätowierungen oder Löcher/Rissen in der Kleidung sehen wir, wie sich ein Image im Verlauf der Zeit verändern kann. Als ich z.B. ein kleines Kind war, hatten nur Ex-Häftlinge oder Seeleute eine Tätowierung. Kaputte Kleidung wurde nur von richtig armen Menschen getragen, die sich nichts Neues/Besseres leisten konnten.
Zurück zum Thema ‚Angst vor Ablehnung‘: Wenn wir in die Selbstverantwortung gehen wollen, sollten wir erkennen, dass es niemals am anderen liegt, was wir fühlen. Auch wenn es noch so weh tut, sich von einem lieben, nahen Menschen oder einer fremden Person abgelehnt zu fühlen oder tatsächlich abgelehnt zu werden. Wir selbst sind diejenigen, die diese Erfahrung machen wollen und haben uns dazu entschieden, das zu erleben.
Das mag jetzt vielleicht dem einen oder anderen befremdlich erscheinen. Doch um zu lernen, sich selbst vollständig anzunehmen und sich selbst wirklich lieben zu können, brauchen wir zuvor die Erfahrung vom Gegenteil. Wir können nur etwas verstehen und erkennen, wenn wir auch die andere Seite, das Gegenüberliegende, erlebt haben.
Kein anderer Mensch ist dazu in der Lage, egal wie sehr er Dich auch akzeptiert, annimmt und liebt, Dich von Deiner Angst vor Zurückweisung zu befreien. Das kann jeder nur selbst in sich entwickeln, indem er lernt, sich selbst frei von Bedingungen oder Erwartungen zu lieben.
Wer also Ablehnung erfährt, was wirklich sehr weh tun kann, wenn man sich selbst nicht für sonderlich wertvoll hält, möchte lernen, sich selbst mit allen Facetten und aller Tiefe anzunehmen. Indem Du das Gegenteil erlebst, wachsen in Dir der Wunsch und das Potential, Selbstliebe zu entwickeln.
Es ist sehr spannend, die Gespenster ans Licht zu holen und herauszufinden, welche unnötigen Blockaden die Selbstannahme verhindern.
Eine wunderbare Unterstützung, mit der Du leicht allein etwas Gutes für Dich tun kannst, ist mit folgendem Satz zu arbeiten:
„Ich bin jetzt bereit, meine Angst vor Ablehnung zu überwinden.“
So oft Du magst, kannst diesen Satz wiederholen. Dann wird das Leben Dir etwas schneller hilfreiche Situationen schicken, in denen Du üben kannst, Dich selbst voll und ganz anzunehmen.
Mit sonnigen Grüßen
Eure Regine Göttert
Abonniere den Blog, wenn es Dir hier gefällt.
Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Coaching/Spiritualität.
Ich freue mich, wenn Du den Blogartikel an Deine Freunde und Bekannten weitergibst:
Es gibt nichts Gutes, außer Du tust es!