Wenn Zuversicht, Gelassenheit und gute Laune einfach von selbst da sind, ist das eine feine Sache und ein großes Geschenk. Dann ist das Leben leicht. Dann können wir unsere Lebensfreude einfach nur genießen. Doch wenn sich negative Stimmungen breit machen, wie können wir dann wirkungsvoll gegensteuern?
Was ist dann zu tun? Wie können wir uns selbst helfen?
Meistens fühlt es sich in unangenehmen Stimmungen so an, als könnten wir nichts dagegen unternehmen. Doch ist das wirklich wahr? Sind wir unseren negativen Stimmungen ausgeliefert oder können wir unsere Gefühle aktiv verändern? Und wenn ja, wie geht das mit dem „Gut-drauf-sein“?
Denn das ist es doch, was sich jeder im Grunde seines Herzens wünscht: in seiner Kraft zu sein und sich seines Lebens erfreuen zu können. Leicht und besonders effektiv nehmen wir Einfluss auf die eigene Stimmung, wenn wir Dankbarkeit fühlen. Wenn uns zudem bewusst wird, welche große Bedeutung die Dankbarkeit für unser eigenes Lebensgefühl hat, werden wir uns auch häufiger aktiv dafür einsetzen, Dankbarkeit zu empfinden. Denn wenn wir uns dankbar fühlen, entsteht dadurch gleichzeitig auch Freude.
Wie die Geburt eines Babys ist auch jedes neue Blatt an einem Baum, das Erblühen einer Knospe und jeder Atemzug ein unglaubliches Wunder. Da wir mitten drin sind im Leben, unser Blick aufs Leben gerichtet ist und wir ständig von Leben umgeben sind, braucht es den aktiven Prozess des Bewusstmachens, um das Leben selbst nicht für selbstverständlich zu halten.
Wenn wir dem Leben und auch unseren persönlichen, täglichen Alltagsanforderungen dankbar gegenüber eingestellt sind, bauen wir innere Stärke auf, die uns dabei hilft, schwierige Situationen zu bestehen. Dankbarkeit schenkt inneren Frieden und Gesundheit. Sich dankbar zu fühlen, verbessert die Beziehungen mit unseren Mitmenschen.
Es ist eine erlernbare Kunst, nichts für selbstverständlich zu halten. Diese Kunst befähigt uns, immer wieder zum Staunen gegenüber Vertrautem. Dankbarkeit schenkt Gefühle von Ehrfurcht gegenüber dem Leben und unterstützt uns, das Leben tief berührt genießen zu können.
Wenn wir uns unangenehm gestimmt fühlen, führt dies zu eingeschränktem Verhalten – in der Regel Flucht oder Angriff – was im Kontext der Aufgaben unserer Vorfahren bei der Jagd sinnvoll war, uns jedoch heute unnötig einengt. In positiver Stimmung hingegen, wenn wir uns sicher, geborgen und zufrieden fühlen, erweitern wir unsere Handlungsspielräume. Wer sich in sich selbst sicher fühlt, entwickelt gern neue Ideen, ist zuversichtlich gestimmt und fühlt sich mutig genug, sich neue Verhaltensweisen zuzutrauen und diese auch auszuprobieren.
Dankbarkeit ist das zentrale positive Gefühl, das uns dabei unterstützt, kreativ zu sein und die allzu bequeme Komfortzone zu verlassen. Wenn wir Neues ausprobieren, wagen wir uns ins Unbekannte und entdecken unser vollständiges Potential.
Wann empfinden Sie Dankbarkeit? Gewöhnlicherweise fühlen wir uns dankbar, wenn uns ein lieber Mensch nett, gut oder freundlich behandelt hat und wir vom Leben mit etwas, das uns gerade glücklich macht, beschenkt wurden. Zumeist entsteht dann auch der Wunsch, etwas zurückzugeben und selber freundlich und hilfsbereit zu anderen zu sein.
Wer sich häufig dankbar fühlt, fühlt sich wertgeschätzt und geliebt und möchte das auch gern mit anderen teilen.
Vielleicht kennen Sie es auch aus eigener Erfahrung? Ich hörte in der Pubertät den Vorwurf meiner verzweifelten Eltern: „Meine Güte bist Du undankbar.“ Der Undankbare geht davon aus, besondere Rechte und Privilegien für sich beanspruchen zu können und reagiert schnell frustriert oder verärgert, wenn Dinge anders als erwartet verlaufen. Der Undankbare hat Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen und die eigene Perspektive zu verlassen. Er ist wenig motiviert, seine Mitmenschen zu unterstützen und anderen zu helfen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gefühlen, die sich spontan von selbst und automatisch einstellen wie z.B. Freude oder Ärger, ist Dankbarkeit ein Gefühl, das durch einen Lernprozess erworben werden muss.
Je mehr wir lernen, uns in andere hineinzuversetzen, uns in andere einzufühlen und die Beweggründe anderer erfassen zu können, desto mehr wächst unsere Fähigkeit, uns dankbar zu fühlen. Indem wir andere verstehen, vertiefen wir auch den Kontakt mit uns selbst und dem Leben und spüren intensiver, wie wenig selbstverständlich das Leben und das eigene Sein ist.
Wer sich dankbar fühlt, freut sich über das, was er hat und vermeidet Vergleiche mit denen, die mehr haben. Diese Menschen, Menschen die mehr haben als man selbst, gibt es immer. Sich mit denen zu vergleichen, denen es besser geht, ist die direkte Anleitung zum Unglücklichsein und bewirkt Gefühle von Enttäuschung, Neid, Wut und Bitterkeit. Interessante Untersuchungen belegen, dass gerade die Erfahrung von Schicksalsschläge, Entbehrungen und Leid eher zu einer dankbaren Grundhaltung führen als die Erfahrung, in Reichtum und Wohlstand zu leben.
Wer hätte das gedacht?
Wenn wir uns in unserem Alltag täglich dankbar fühlen wollen, kommen wir nicht darum herum, uns aktiv darum zu bemühen. Indem wir bestimmte Übungen machen, hilfreiche Techniken anwenden und lernen, unsere Aufmerksamkeit in die richtige Richtung zu lenken. So können wir unser Bewusstsein trainieren und erzeugen immer wieder aufs Neue Dankbarkeitsgefühle. Weil dies so wichtig für ein gutes Lebensgefühl ist, werde ich hier im Blog auch zukünftig immer wieder Rituale und Übungen zum Aufbau von Dankbarkeit vorstellen und empfehlen. Heute geht es um eine Übung, die an das Kinderspiel „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ erinnert.
Kleine Dankbarkeitsübung
Setzen Sie sich bequem hin und atmen Sie mit geschlossenen Augen 3 x tief durch. Entspannen Sie sich, atmen Sie viel Luft aus und lassen Sie mit dem Ausatmen alle Anspannung los.
Öffnen Sie nun wieder Ihre Augen und lassen Sie Ihren Blick im Raum langsam umherwandern. Wenn etwas Ihre Aufmerksamkeit anzieht, verweilen Sie dabei und sagen Sie, während Sie z.B. auf das Bild an der Wand schauen:
„Danke! Ich bin zufrieden und dankbar dafür, ‚Dich’ jetzt hier bei mir zu haben.“ Und während Sie das sagen, achten Sie auf Ihr Gefühl und spüren Sie in Ihr Herz.
Lassen Sie nun Ihren Blick wieder schweifen bis zum nächsten Gegenstand z.B. der Kerze auf dem Tisch und wiederholen Sie den Satz: „Danke! Ich bin zufrieden und dankbar dafür, ‚Dich’ jetzt hier bei mir zu haben.“
Dann fahren Sie fort und danken nach und nach für weitere Dinge, die Ihren Blick treffen: den Bleistift, Ihren Kalender, die Tasse, die Uhr, den Sessel, das Telefon usw.
Gehen Sie dieses Dankbarkeitsritual spielerisch an und erlauben Sie sich, alles wie ein Kind zum ersten Mal zu sehen, ohne vertrauten Gedanken oder Schlussfolgerungen nachzugehen.
Diese Übung ist gerade jetzt im Frühling ganz phantastisch in der Natur anzuwenden. Sie können jede Wahrnehmung wie z.B. das Hören von Vogelgezwitscher, den Anblick von frischem Grün, Blüten oder Entenkücken mit dem Dankbarkeitssatz begleiten und beobachten, was sich dadurch bei Ihnen verändert.
Bleiben Sie einige Minuten dabei und nehmen Sie nach dieser Übung bewusst wahr, wie sich Ihr Herz geöffnet hat und Ihre Dankbarkeitsgefühle gewachsen sind.
Dankbare Menschen sind wie fruchtbare Felder. Sie geben das Empfangene vielfach zurück.
Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Chr. Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Coaching/Spiritualität.
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