Heute wenden wir uns einem weniger beliebten Thema zu: Dem „Jammern“! –
Keiner macht’s und alle tun’s.
Wie kannst Du Dich vom Jammern befreien und diese unselige Angewohnheit in etwas verwandeln, was Dich wesentlich zufriedener macht? Schauen wir als erstes, was mit Jammern gemeint ist und was beim Jammern passiert:
Natürlich ist es nützlich, zu erkennen, wenn Dinge schief laufen oder welche Einflüsse in der Vergangenheit schädlich waren. Fehler und Missstände als ungut zu erfassen, ist sinnvoll. Das Problem beginnt, wenn die belastenden Vorfälle und Erfahrungen überbewertet werden und eine Überschätzung der Ereignisse im eigenen Denken entsteht. Dann kann es passieren, dass das Gute und Positive, welches ja stets im gleichen Ausmaß vorhanden ist, übersehen wird. Wenn z.B. jemand eine Rose sieht und der Ansicht ist, sie sei nicht schön genug oder die Farbe sei nicht leuchtend genug. Oder jemand Obst als nicht süß und lecker genug bewertet, erkennt er gar nicht an, wie kostbar es ist, dass es überhaupt eine Rose und Obst gibt.
Bei der Neigung zur Dunkelsicht werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft negativer gesehen und erwartet, als angemessen wäre. Falls wir es vergessen haben sollten, ist es hilfreich, sich daran zu erinnern, dass sich stets alles im Ausgleich befindet und der Ausgleich früher oder später herstellen wird.
Jeder kennt das Beispiel mit dem Glas, das halb voll mit Wasser ist. Ist dieses Glas nun halb leer oder halb voll? In Zentimetern gemessen sind es vielleicht jeweils drei Zentimeter. Wo richtest Du Deine Aufmerksamkeit hin? Konzentrierst Du Dich auf das Fehlende? Im Fehlen steckt etymologisch ja schon der Fehler drin. Oder fokussierst Du Dich auf das, was da ist, schön ist und gut läuft? Das ist Deine persönliche Wahl und Entscheidung.
Wer ein glückliches Leben führen möchte, sollte alles vermeiden, was unnötigen Stress verursacht. Über eine missliche Lage zu jammern, nutzt niemandem. Dadurch verändert sich nichts. Im Gegenteil werden die Voraussetzungen, gute Lösungen zu finden und aktiv zu werden, extrem erschwert, weil Jammern runter zieht. Mit Jammern kann ich mich und andere schnell in eine Stimmung von Traurigkeit, Angst, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht versetzen. Ist das Klagen einmal zur Gewohnheit geworden und ist jemand in erster Linie darauf aufmerksam, was schmerzt und schief läuft, ist aus dem Jammern schnell ein Charakterzug geworden. Beim Pessimisten hat sich diese Neigung in der Persönlichkeit bereits verfestigt, was viel schwieriger aufzulösen ist.
Beachten wir die Resonanzgesetze, muss uns klar sein, dass die mit Jammern erzeugten schweren, negativen Energien ähnliche Ereignisse anziehen. Das will doch keiner! Oder?
Wie können wir also aussteigen aus dem ständigen Klagen? Keiner will sich sein Leben verderben, weil er jammernd seine Chancen, glücklich zu sein, gar nicht mitbekommt und verpasst. Die Verabschiedung des Jammerns kann ja nur im Kultivieren des Gegenteils liegen: Einer positiven Grundhaltung und einer annehmenden, wertschätzenden Sicht von Ereignissen.
Nehmen wir mal das Wetter als Beispiel. Du bist draußen in der Natur und – wie ich es kürzlich erlebt habe -, die eine Seite des Himmels ist tief dunkelgrau mit schweren Regenwolken verhangen. Das hatte schon etwas von Weltuntergangs-Stimmung. Auf der entgegengesetzten Seite konnten wir nur blauen Himmel und Sonne sehen. Es war sehr warm und regnete nicht. So: Ist das nun schönes oder schlechtes Wetter? Oder wie siehst Du das? Könntest Du so eine Wetterlage auch abwechslungsreich, interessant, etwas besonderes, spannend oder abenteuerlich finden?
Um aus dem Jammern aussteigen zu können, ist es nötig, erst einmal ehrlich zu sich selbst zu sein und sich selbst genau zu beobachten. Was denkst Du? Was fühlst Du? Bist Du mehr auf das, was gut in Deinem Leben ist, ausgerichtet? Siehst Du bei Dir und anderen hauptsächlich die Qualitäten oder Kritikpunkte und Fehler? Das eigene Jammern zuzugeben und erkennen zu können, ist ein wesentlicher Schritt. Erst danach, nachdem Dir bewusst geworden ist, dass Du es Dir selbst schwerer als nötig machst, kannst Du Dich umentscheiden. Anstatt im Selbstmitleid zu schwelgen, die kindlich, ohnmächtige Perspektive und damit eine Opfermentalität zu festigen, wechselst Du dann in Deinen erwachsenen Persönlichkeitsteil und nutzt Deine Handlungskompetenz.
Das Jammern kannst Du überwinden, indem Du als erstes eine Situation akzeptierst. Dieser Schritt ist unumgänglich. Wenn Du innerlich ja gesagt hast, kannst Du mit klarem Verstand nach Lösungen suchen. Du kannst Dich z.B. anderen Menschen anvertrauen, offen über Deine Sorgen und Probleme sprechen und sagen, was Du brauchst. Vom negativen, pessimistischen Denken zu einer positiven Grundeinstellung zu wechseln, ist ein Weg. Dich vom grundsätzlich Guten und Wertvollen jeder Erfahrung zu überzeugen, passiert in kleinen Schritten. Wenn Du Dir z.B. bewusst machst, was Du bereits aus zurückliegenden, gemeisterten Schwierigkeiten und Krisen lernen durftest, möchtest Du das bestimmt nicht mehr missen. Dann hast die viele Gründe, stolz auf Dich zu sein.
Jede kontemplative Beschäftigung ist eine große Hilfe beim Überwinden des Klagerituals. Alles was Dich in die Gegenwart bringt und Dich mit der Dimension hinter den Dingen, Deiner Bewusstseinsebene, Deinem SELBST und Deiner wahren Natur verbindet, hilft. Draußen in der Natur, die ich jetzt einmal als Spiegelbild Deiner wahren Natur bezeichne, kannst Du vollkommene Harmonie beobachten. Aufmerksames Atmen und spüren kann Dich sofort aus dem Jammern emporheben.
Das Klagen beenden: Wenn eine belastende Situation akzeptiert wurde, ist es sinnvoll, Veränderungen in die Wege zu leiten und Lösungen zu kreieren. Da das stets sehr individuell ist, will ich hier jetzt nicht näher darauf eingehen. Grundsätzlich geht es bei Krisen und schwierigen Erfahrungen darum, zu wachsen und dazuzulernen. Es sind Angebote des eigenen Schicksals, die als Chancen erkannt und genutzt oder abgelehnt werden können. Im günstigen Fall der Entwicklung verfügst Du nach bewältigten Herausforderungen über mehr Selbstbewusstsein und mehr Freude.
Um vom Klagen zur Freude zu kommen, ist es auch wesentlich, das eigene Schneckenhaus zu verlassen und Dich anderen mitzuteilen. Wenn wir uns zu sehr zurückziehen und versuchen, das Belastende vor anderen zu verbergen, kann keiner unterstützend zur Seite stehen und helfen. Probleme zu verstecken, ist falscher Stolz und beruht auf unnötiger Scham. Anderen eine heile Fassade zu präsentieren, verstärkt das emotionale Leiden nur und verlangsamt Deinen Heilungsprozess.
Vom Jammern befreist Du Dich, indem Du lernst, stets auch etwas positives in schwierigen Situationen zu erkennen. Gute Aspekte sind in jeder Lage vorhanden. Die Kunst ist, sie auch erkennen und sehen zu können. Mit einer Grundhaltung, dass nichts selbstverständlich ist, bist Du auf der richtigen Fährte und wirst Dir bewusst, wie überwältigend besonders es ist, überhaupt als MENSCH zu LEBEN.
Sobald es Dir gelingt, mindestens drei positive Punkte in einer Lage zu finden, in der Du anfänglich Etliches auszusetzen hattest, wird sich Dein Empfinden ändern. Wenn z.B. in einem Restaurant das Essen nicht so lecker geschmeckt hat, es zu wenig, zu salzig oder zu fettig war und die Bedienung es noch dazu unfreundlich serviert hat, könntest Du Dich darüber freuen, dass diese Möglichkeit bestand, im Restaurant Essen zu bekommen. Es gab überhaupt ein Restaurant, es hatte offen und Du warst nach dem Besuch nicht mehr hungrig.
Um das Jammern zu verabschieden, muss ich erst einmal bemerken und mir bewusst werden, dass auch ich zu den Expertinnen in diesem Fach gehöre. In der Tat mag ich mich da gar nicht ausschließen, denn ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich mich beschwere. Natürlich findet das nur ganz vornehm in meinem Kopf statt und dringt nicht nach außen. Doch es tut nicht gut. Sich beschweren, klagen und jammern bedeutet, sich Last aufzuladen, die zusätzlich zu den Fakten noch geschleppt werden muss.
Die Freude kommt ganz von allein, wenn Du den mentalen, schweren Rucksack voller Last abschnallst und Dich Deiner Wahrnehmung im gegenwärtigen Moment zuwendest. Freude, Vollkommenheit und Stille sind unsere wahre Natur. Worauf Du Deine Aufmerksamkeit richtest, ist Deine Entscheidung. Mit einer positiven Grundeinstellung setzt Du Dein Vertrauen in Dich und das Leben selbst frei. Deine Orientierung am Guten gibt Dir die Kraft, auch schwierige Situationen zu akzeptieren, Dich weiterzuentwickeln und zu wachsen.
Mit herzlichen Grüßen
Eure Regine Göttert
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Coaching/Spiritualität.
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