Wenn alles leicht geht, klappt es auch mit der Selbstannahme ganz einfach. Bei Erfolg, Gesundheit, angenehmen Erlebnissen und Bestätigung von Menschen, die einem wichtig sind. Doch das ist nicht das ganze Bild. Das sind nicht die 100 %. Das ist nur die eine Seite der Medaille.
Um es deutlicher zu machen, beginnen wir mit einer kleinen Geschichte: In Zeiten ohne fließendes Wasser ging eine ältere Frau Tag für Tag zum Brunnen, um Wasser zu holen. Das Wasser trug sie in Tongefäßen, die zu beiden Seiten einer Stange hängend auf ihren Schultern lagen. Die ältere Dame musste täglich einen weiten Weg zurücklegen, was beschwerlich war. Doch sie klagte nie. Eines der Tongefäße hatte jedoch einen kleinen Riss, so dass es unterwegs Wasser verlor. Zuhause war dann das eine Wassergefäß nur halbvoll. Das Tongefäß schämte sich für diesen Makel und litt eines Tages so sehr unter seinen Schuldgefühlen, dass es die alte Dame ansprach: „Es tut mir so leid, dass ich einen Riss habe. Ich sehe, wie sehr Du Dich anstrengst und kann das Wasser nicht halten. Bitte entschuldige.“
Da antwortete die ältere Frau: „Es gibt keinen Grund zur Sorge. Alles ist gut, so wie es ist. An Dir ist nichts verkehrt. Im Gegenteil. Du bist genau so, wie Du bist,gut und richtig. Im Frühling habe ich Samen auf Deiner Seite des Weges gestreut. Du bist diejenige, die sie gewässert hat. Und jetzt freue ich mich beim Wasserholen über die wunderschönen Blumen, die auf Deiner Seite des Weges blühen. Ich danke Dir so sehr!“
Diese kleine Geschichte spricht für sich selbst und braucht keine zusätzlichen Erläuterung. Nehmen Sie sich einen Moment und lassen sie die Erzählung auf sich wirken.
Um sich selbst zu 100 % annehmen zu können, ist es unumgänglich, sich erst einmal vollständig kennenzulernen. Sich all der unterschiedlichen Fassetten der eigenen Persönlichkeit und des eigenen Wesens BEWUSST zu werden. Da gibt es den Alltag mit Spannendem und Profanem, die hellen, lichten, geistigen Welten und das Unbewusste, wo Vergessenes und niedere Beweggründe schlummern. Es kann sehr schmerzhaft sein, diesen unbewussten Seiten in sich zu begegnen. Doch das ist der einzige Weg, den ich kenne, um sich vollständig annehmen zu können, ohne sich irgendwelchen Illusionen oder Einbildungen hinzugeben. Dazu gehört, sich zu erlauben, dass dies – das Unbequeme, Unschöne usw. – auch DASEIN darf. Zum 100%igen Annehmen kommt noch dazu, Ja aus ganzem Herzen dazu zu sagen. Das macht wirklich frei. Frei, sein eigenes Leben zu leben.
Frei sein von fremden Bewertungssystemen. Haben Sie sich mal gefragt, wo all diese Bewertungen, mit denen Sie sich in Ihrem Kopf den ganzen Tag beurteilen, herkommen? Bestimmt. Deshalb empfehle ich Ihnen, sich selbst gut zuzuhören, alles bewusst wahrzunehmen und zu HINTERFRAGEN. Der weitverbreitete Klassiker ist ja diesbezüglich, sich für „nicht gut genug“ zu halten. Das ist häufig der unbewusste Antreiber.
Mir fallen da als erstes die Schulnoten ein. Was sind das für seltsame Worte? Un-genügend, mangel-haft? Mit diesen grausamen Worten werden ja nicht nur die Leistungen bewertet, sondern auch der Mensch, der wiederholt solche Ergebnisse präsentiert. Ich finde das extrem gruselig und menschenfeindlich. Wessen Perspektive ist denn so eine Bewertung? Ich gehe mal eher davon aus, dass jemand, der z.B. eine fünf in Latein bekommt, sich möglicherweise nicht wirklich für Latein begeistern kann, weil Latein zu lernen, nichts mit seinen Begabungen zu tun hat und ihn gar nicht interessiert. Jetzt erinnere ich mich tatsächlich an einen Sommer, den ich mit Nachhilfestunden für eine Nachprüfung verbracht habe. Bei schönstem Sonnenschein musste ich im Kabuff sitzen und Latein pauken – na prima. Wenigstens hat es dann mit der Nachprüfung geklappt. Das Schuljahr musste nicht wiederholt werden. Doch so viele Jahre später stelle ich mir schon die Fragen: Wer hat bewertet? Was wurde bewertet? Und wie wirken sich solche Bewertungen auf die eigene Lebensführung aus?
Also, fassen wir zusammen. Zu lernen, sich 100 % selbst zu akzeptieren, kann ein steiniger Weg sein, der sich immer lohnt. Wir brauchen diese 100%ige Selbstannahme, um mit uns selbst in Frieden zu kommen. ALLES, was wir in uns finden und wahrnehmen können, will respektiert und akzeptiert werden. Ansonsten würden wir uns in einem inneren Kriegszustand befinden. Läuft dieser Krieg gegen sich SELBST unbewusst ab, entstehen die Krankheiten als Wecksignale.
Mit sonnigen Grüßen –
Ihre Regine Göttert
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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.
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