Die Kraft der Wörter

Hoffen versus AufgebenKennen Sie Hilde Domin? Allein ihre Lebensgeschichte ist ein Mutmacher. 1909 in Köln geboren, studierte sie Jura, Philosophie und Wirtschaft. Mit Hitlers Machtergreifung war sie als Jüdin auf der Flucht und lebte 22 Jahre in der Dominikanischen Republik, bevor sie im Alter von 52 Jahren wieder nach Deutschland zurückkehrte. Ihr Geburtsname ist Löwenstein. Hilde nennt sich Domin in Anlehnung an ihr neues Zuhause. Dichterin wird sie als Spätberufene und veröffentlicht mit 45 Jahren erstmals ihre Lyrik. Hilde Domin wird 93 Jahre alt und gilt als bedeutendste Lyrikerin der Nachkriegszeit.

Als Dichterin ist sie Wortakrobatin und versteht es auf meisterhafte Weise mit wenig Worten viel zu sagen, Bilder entstehen zu lassen und Stimmungen zu erzeugen. An ihrem Schicksal trägt sie schwer. Im Exil über viele Jahre von ihrem Partner getrennt, versucht sie doch stets, zu lernen und das Beste aus sich und ihrem Leben herauszuholen. „Nur eine Rose als Stütze“ wird ihr Lebensmotto. Aber nehmen Sie eine Kostprobe.

Worte
Worte sind wie reife Granatäpfel,
sie fallen zur Erde
und öffnen sich.
Es wird alles Innere nach außen gekehrt,
die Frucht stellt ihr Geheimnis bloß
und zeigt ihren Samen
ein neues Geheimnis.

Hilde Domin zeigt mit ihrer Lebensführung beispielhaft, dass es möglich ist, widrige Umstände als Sprungbrett für einen ganz eigenen individuellen Weg zu nehmen. Oft bleibt sie allein zurück. Ihr Partner bekommt viele Jahre keine Besuchserlaubnis. Hilde Domin fühlt sich verlassen und heimatlos und leidet unter ihren Ehekonflikten. Doch diese Misere fördert ihren Durchbruch als Künstlerin .

Warum ist Loslassen so eine große Herausforderung? Loslassen von Erwartungen und Ansprüchen oder bei Verlusten von Menschen, Tieren, Jobs, Dingen oder Umständen?

Demut
Demut ist wie ein Brunnen.
Man fällt und fällt
in den bodenlosen Schacht
und aller Trost wird
stetig teurer.

Doch sie gibt nicht auf. Hilde Domin findet immer wieder zurück zu Zuversicht und Optimismus und bietet uns als Frau, die in schweren Zeiten allein klar kommen musste, ein großartiges Vorbild.

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.

Alle Gedichte sind dem Band entnommen: Hilde Domin „Gesammelte Gedichte“. S.Fischer Verlag, Frankfurt, 1987.
Ich wünsche Ihnen einen glücklichen Tag mit Aufmerksamkeit auf die Macht und Kraft der Worte und offenen Augen für die vielen kleinen und großen Wunder und Geheimnisse.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Regine Göttert

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Diesen Text schrieb Dipl. Psych. Regine Göttert © – www.regine-goettert.de – Psychotherapie/Healing/Coaching/Spiritualität.

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